Dieser fiese Gegenwind. Mit überhöhter Geschwindigkeit bog ich in die Otto-Kraus-Straße und pedalierte mir auf der Einflugschneise zur Passion Factory die Seele aus dem Leib. Mein letzter Blick auf die Uhr eingangs der Schafhofstraße machte mich höchst nervös: Noch 3 Minuten bis zum vereinbarten Termin. Das war kaum zu schaffen. Ich peste aufs Grundstück, legte vor der Papiertonne eine Vollbremsung ein, stellte das Fahrrad ab, riss die Tasche vom Träger, rannte in voller Montur die Treppe hoch und drückte oben, ohne noch einmal die Zeit zu kontrollieren, einfach die Glocke.
Kaum hatte ich die schweißnassen Handschuhe abgelegt und den Helm abgenommen, da ging die Tür auch schon auf.
Eine mir unbekannte Frau blickte mich neugierig an. In Gedanken ging ich die Damen durch, die laut Homepage anwesend waren: Rötliches Haar wie Ruby? Das konnte nur Alexa sein, alle anderen waren blond bzw. sehr blond. ‚Hi, Du möchtest zu Ruby, richtig?‘, kam es mir freundlich entgegen. ‚Stimmt! Und Du bist Alexa?‘ ‚Korrekt! Wir kennen uns noch nicht. Komm rein, Ruby wird gleich da sein‘. Alexa führte mich ins Spiegelzimmer, reichte mir eine Flasche Wasser, plauderte noch ein paar nette Sätze mit mir und verschwand. Ich konnte ein wenig zur Ruhe kommen und puhlte mich aus der Jacke. Gerade als ich mich sortiert hatte, stand SIE im Raum.
Wunderschöne, halterlose Strümpfe mit breitem Spitzenrand, Leder-BH und Leder-Slip, einen durchsichtigen Umhang und High-Heels bis zum Himmel; im übrigen das perfekte Aussehen und die fröhliche Ausstrahlung wie immer. "Du bist zwei Minuten zu früh dran gewesen, mein Lieber! Ich hatte nicht vor ‚Pünktlich auf die Sekunde‘ mit Dir gerechnet, deshalb habe ich zu Alexa gesagt, das muss Dein Gast sein". Meine Gesichtszüge entglitten mir. So etwas war mir noch nie passiert. Ich musste mich beim Blick auf die Uhr entweder verlesen haben (das Augenlicht wird um Ende fünfzig herum auch immer schlechter), oder ich hatte so Gas gegeben, dass mir meine ‚Verfrühung‘ gar nicht gewahr wurde. Ruby grinste. ‚Macht ja nichts‘. So, wie sie das sagte, konnte ich mir leider nicht sicher sein, ob es vielleicht doch was macht. Aus reinem Selbstschutz unterließ ich jede Nachfrage. Dann folgten einige Minuten Gespräch in einem Setting, das ich mit Fug und Recht ‚vertraut‘ nennen möchte. Sie erzählte mir, dass es ihr wieder gut ginge und was sie die nächste Zeit so vorhätte, ich erzählte ihr von meinem ‚Fremdgang' mit Uma.
Kurze Zeit später ging es in die Dusche und wieder zurück Richtung Spiegelzimmer. Dort öffnete sie mir die Türe und meinte: „Du weißt, wie Du mich zu begrüßen hast“. Ich fiel auf die Knie, senkte meinen Kopf zu Boden und wartete, bis sie vor mir stand und ich mit der Verehrung ihrer Schuhe und Füße beginnen durfte. „Steh auf mein Kleiner“. Klein war ich heute wirklich, denn sie überragte mich um gute zehn Zentimeter. Einen kurzen Moment wurde mir schwarz vor Augen. ‚Mist‘, dachte ich mir, ‚das nächste Mal vielleicht doch wieder mit dem Auto‘.
Ruby merkte das sofort und geleitete mich auf den Penis-Sitz-Pranger, der unscheinbar in der Ecke stand. Dort wurde mein Gemächt sach- und fachgerecht verstaut. Ich frage mich nach der heutigen Lektion ernsthaft, warum ich dieses geniale Möbel noch nie ausprobieren durfte. Ich zähle mal die Vorteile auf: 1. Es schont den Kreislauf. Mann sitzt. 2. Es ist kippsicher. 3. Es ist eine besondere Form des Ausgeliefertseins, wenn die Domina einen ungehinderten und unverbauten Zugang zum empfindlichsten männlichen Organ hat. 4. Es erinnert ein wenig an die französische Guillotine: Schnipp schnapp Schnüdel ab.
Ich saß also da, die Arme am oberen ’T’ links und rechts mittels Karabinern fixiert und ruckelte mein Geschlecht durchs Loch. Um jegliches Zurückrutschen zu unterbinden, wurde die Öffnung passgenau verschlossen. Ruby griff gleich nebenan ins SM-Sortiment und hatte plötzlich eine Kunststoffbox in der Hand. „Du weißt, was jetzt kommt?“. Oh ja, ich wusste es. Im letzten Mailing stand einfach nur: „Hab neues Elektro Zubehör“. Und danach: „Du begibst Dich in Gefahr“. Als sie die Box öffnete, wusste ich, warum. Das Set war noch originalverpackt und offenbar unbenutzt. Das konnte einfach nicht wahr sein. Als vorsichtiger Mensch dachte ich mir: „Ich werde doch hoffentlich nicht der erste Probant sein, an dem das Spielzeug getestet wird.“ Der Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht, da hatte die Dame vom folternden Gewerbe schon die erste Strippe in der Hand und meinte: „Schau, originalverpackt. Das testen wir jetzt an Dir“. Merde! Dann wurde es auch noch dunkel. Eine Augenbinde aus Leder senkte sich auf mein Gesicht herab. Ruby wusste mit mir zu spielen. Es machte mich noch heißer, nicht zu wissen, was auf mich zukommen würde. Es raschelte, es knisterte und: Es ging wieder los. Mein Kompliment: Wenn es wirklich ihr erster Einsatz mit einem neuen Gerät war, hat diese Frau erstens ein großes Talent im Umgang mit Elektrogeräten und zweitens ein irres Gespür, was sie ihrem Delinquenten zumuten kann und was nicht. Es ging hart an die Grenze, aber niemals darüber. Der Spannungsbogen blieb erhalten.
UND DANN: Mittendrin, als die Hoden kraftvoll von Elektronen durchströmt wurden und die Eichel mittels einer übergestülpten Elektrode ordentlich unter Beschuss war, stand sie auf, ging zur Tür, öffnete diese und teilte mir mit, sie würde sich nun auf die Suche nach einer Kollegin machen, die sich dieses Schauspiel mal ansehen würde. Mein Kopfkino soff ab. Ich kann die Gedanken, die mich durchfuhren, in ihrer Geschwindigkeit und Abfolge gar nicht aufs Papier bringen. Da kommt jetzt jemand, der dieses in Nylon gehüllte, an einem Möbel angebundene, zuckende Bündel vorfindet und lacht sich kaputt. Wie erniedrigend! Von Ferne irgendwelche Dialoge, die nicht zu verstehen waren. Es dauerte.
Just in diesem Augenblick bekam ich ein Problem, mit dem ich im Leben nicht gerechnet hatte: Das Zusammenspiel der Stromflüsse hatte inzwischen so einen Gleichklang, dass ich mich zunehmend schwerer tat, die Erregung zurück zu halten. Ohne jede Reibung und Bewegung. "Das darf doch nicht war sein“, dachte ich mir. „Ich sitze hier, kann gegen mein Schicksal überhaupt nichts unternehmen, ergieße mich unkontrolliert, und die Angelegenheit ist zu Ende, bevor es eigentlich losgeht." Megapeinlich. Es war ein irrer Kampf mit den Gewalten, als endlich Schritte zu vernehmen waren. Dann eine Stimme, die ich heute schon einmal gehört hatte. Alexa. Meine Güte. „Wen haben wir denn da? So ganz in Nylons gehüllt. Das warst doch Du, vorhin an der Tür, oder?“. Sie nahm mir die Augenbinde ab und ich blickte in ein Gesicht, das mich schneller scannte als ein Detektor am Flughafen. Sie ging vor mir in die Hocke und lächelte mich an. Ein Griff zum Stromgerät, und die Eier glühten. Heftiges Lachen. Ich schwöre bei allem, was mir lieb und teuer ist: Der Kontakt zu mir war noch keine 30 Sekunden alt, und diese Frau wusste genau, wie ich ticke. Ich durfte sie in der Folge mehrmals flüchtig berühren, ihren außergewöhnlichen Dirty Talk genießen, sowie ihre beachtliche Körpergröße und ihre sportliche Silhouette bewundern, ehe sie mir mitteilte, sie würde sich nun wieder verabschieden. Alles Weitere läge allein in den Händen von Ruby. Ich war während dieser kurzen Sequenz derart belämmert, dass ich in der Nachbetrachtung nicht mehr weiß, wann Ruby dazu trat und ob die zwei kurze Zeit gemeinsam im Spiegelsaal waren. Alles verschwamm im Chaos meiner Eindrücke.
Wie auch immer: Ruby übernahm. Und das ging so: Fixiert am Andreaskreuz versah sie meinen Penis mit einem Band, knüpfte dieses an ein langes Seil und fixierte die Konstruktion am Bettpfosten in der Nähe. Nun bin ich von Natur aus nicht mit einem langen Organ ausgestattet, darf aber voller Stolz behaupten, in diesem Fall bei maximaler Dehnung an die 25 cm herangekommen zu sein. Es tat unglaublich weh. Besonders, als sich meine Domina immer und immer wieder mit voller Absicht und diebischer Freude am Seil vorbeiquetschte. Als ich losgemacht wurde, war mein Kreislauf definitiv am Ende und so geleitete sie mich fürsorglich aufs Bett, wo ich ein wenig verschnaufen durfte. Die Tirade weiterer, gemeiner Dehnspiele an Gemächt und Brustwarzen, eine gelungene Trinkpause mit einer deutlich wahrnehmbaren Kaffeenote und das obligatorische Ruby-Breathplay folgten, ehe sich meine Herrin daran machte, die Session abzurunden. Sie musste diesmal wirklich Schwerstarbeit verrichten, ehe es soweit war.
Jeder, der ernsthaft BDSM praktiziert, giert nach einem Orgasmus, der eine perfekte Symbiose aus Schmerz und Lust darstellt: Mann befindet sich in diesem Augenblick in einem Gefühlsrausch, der einen schier zerreißt. Diese Urgewalt, die sich im Körper ausbreitet, diese Wellen, die sich in diesen intensiven Momenten Bahn brechen, sie sind noch einmal umso heftiger, je dorniger und steiniger der Weg dorthin war. Ich weiß nicht, wie oft ich schon aus dem Studio bin, ohne dass mir dieses Glück zu Teil wurde. Daher bin ich Ruby unendlich dankbar, dass sie in dieser Session am Ende einfach nicht aufgehört hat, mich im wahrsten Sinne des Wortes über die Schwelle zum Höhepunkt zu schubsen. Ihre Mörder-Massage-Pistole hämmerte so lange an den Schaft, bis sich die Schranken im Hirn lösten, die Barriere fiel und der Inhalt zu Tage trat. Und genau das passierte, was ich eben beschrieb:
Ich krampfte, ich weinte, ich wand mich. Und was macht meine Göttin: Sie liegt einfach neben mir, schenkt mir ihre stille Anwesenheit, leiht mir ihre wohlgeformten, bestrumpften Beine, lässt mich ihre Füße liebkosen und hält dem Druck meiner Klammergriffe stand.
Ich versichere allen, die mit einer Begegnung mit Ruby liebäugeln: Wenn die Chemie stimmt - und ich hatte in einem früheren Kommentar schon einmal geschrieben, ‚Ruby ist speziell‘ - hat Mann eine BDSM-Künstlerin vor sich, die das letzte Hemd (oder in diesem Fall die letzte Bluse) dafür gibt, dass der Kunde die Hallen zufrieden und befriedigt verlässt.